ASTERIX UND KLEOPATRA – ein moderner Klassiker

Am diesjährigen Karfreitag zeigt das Zweite Deutsche Fernsehen im Nachmittagsprogramm wieder einmal einen der epochalen Filme der Kino-Geschichte: „Cleopatra“ u.a. mit Elisabeth Taylor, Rex Harrison und Richard Burton aus dem Jahr 1963. Grund genug sich stilecht auf dieses Ereignis mit einem der schönsten Comic-Alben der frankobelgischen Richtung vorzubereiten: ASTERIX UND KLEOPATRA.

Rene Goscinny und Albert Uderzo schicken unsere gallischen Freunde in diesem Abenteuer ins ferne Ägypten. Ein alter Bekannter von Miraculix, dem Druiden, braucht die Hilfe der Gallier. Numerobis ist Baumeister, der beste von Alexandria, was allerdings nicht viel heißen will. Im Streit mit Gaius Julius Cäsar ist Kleopatra eine Wette eingegangen, dass die Ägypter nicht so dekadent sind, wie Cäsar behauptet und dass sie immer noch in der Lage sind, ihm innerhalb von drei Monaten einen prunkvollen Palast zu errichten. Und da kommt Numerobis ins Spiel.

 

 

Natürlich weiß Numerobis, dass er ohne Hilfe bei den Krokodilen landen wird. Da er sowohl gegen die Zeit, als auch gegen den Fachkräftemangel und die Römer kämpfen muss, besinnt er sich auf seinen alten Freund Miraculix und dessen Zaubertrank, der übermenschliche Kräfte verleiht. Also begibt er sich auf die Reise nach Gallien, wo er von unseren Freunden herzlich empfangen wird. Natürlich entfliehen Miraculix, Asterix, Obelix und Idefix (der ab diesem Album endlich auch einen Namen hat) dem gallischen Winter in sonnige Gefilde, nicht ohne auf dieser Seereise den obligatorischen Seeräubern zu begegnen, die allerdings wissen, was ihnen blüht und sich selbst versenken.

In Ägypten angekommen, lernen die Gallier Königin Kleopatra kennen, die – so ein Running-Gag des Albums – eine sehr hübsche Nase zu haben scheint. Numerobis stellt ihnen bei sich zu Hause zudem Sekretaris, seinen Sekretär, vor, der anhand der verwendeten Hieroglyphen beweist, dass „wer zeichnen kann, auch schreiben kann.“ An dem – von Numerobis selbst entworfenen und gebauten – Gebäude lässt sich selbst für – in architektonischen Fragen – unerfahrene und ungebildete Leser erkennen, wie dringend Numerobis Hilfe benötigt. Denn als Idefix an einer Säule schnüffelt, besteht sofort die Gefahr, dass hier etwas einstürzt.

Natürlich wird es nicht einfach, den Palast zu errichten. Zum Einen gibt es da den neidischen Konkurrenten Pyradonis, der alles Erdenkliche tut, um Numerobis zur Hauptspeise der Krokodile zu machen. Zu seinem Plan gehören u.a. die Aufwiegelung der Arbeiter, die daraufhin weniger Peitschenhiebe wollen, die Sabotage der Lieferkette der Steine oder auch die Gallier im Inneren der großen Pyramide einzuschließen. Und gerade bei dieser letzten Geschichte geschehen zwei besonders bemerkenswerte Dinge: 1.) Obelix erhält von Miraculix zum ersten – und einzigen (!) – Mal etwas Zaubertrank, drei Tropfen um genau zu sein, und 2.) Idefix rettet unsere Freunde aus dem Labyrinth der Pyramide und damit das Leben. Auf diese Weise wird Idefix endlich vom kleinen Sidekick zum vollwertigen Mitglied des gallischen Kaders.

Zum Anderen mischt sich auch Julius Cäsar ein, der gegenüber Kleopatra sein Gesicht zu verlieren droht. Es kann ja wohl nicht sein, dass die Ägypter die Wette gewinnen. Aber nach den üblichen Prügeleien mit den römischen Legionären und unter Zuhilfenahme des Zaubertranks gelingt es letztendlich, den Palast für Cäsar fristgerecht fertigzustellen. Numerobis erhält den Dank der Königin und seinen verdienten Lohn.

 

 

Das sechste Abenteuer der Reihe ist ein absoluter Klassiker mit vielen offenen – aber auch versteckten – Anspielungen. „Ich bin, mein lieber Freund, sehr glücklich, dich zu sehen!“ meint Numerobis zu Miraculix, als sie sich nach langer Zeit wiedersehen. Woraufhin Miraculix einem Mitgallier erklärt, dass es sich hierbei um einen „Alexandriner“ handele – der Mann und das verwendete Versmaß!

Auch die Idee, alt-ägyptische Sprache in den Sprechblasen mit Hieroglyphen zu verdeutlichen, die einem Ägyptologen wahrscheinlich das Wasser in die Augen treiben dürften, gleichzeitig aber für ein wunderbares Lokalkolorit sorgen, ist großartig. Außerdem merkt man Uderzo an, dass er sich viele Anregungen in dem bereits erwähnten Film geholt hat. So sind z.B. der Horus-Thron und der monumentale, fahrbare Sphinx-Thron direkte Anleihen beim Kino der sechziger Jahre.

Auch die Aufzählung auf dem Original-Cover der damaligen Zeit macht Anspielungen zu dem Film, denn schließlich waren „14 Liter Tusche, 30 Pinsel, 62 weiche Bleistifte, 1 harter Bleistift, 27 Radiergummis, 38 Kilo Papier, 16 Farbbänder, 2 Schreibmaschinen und 67 Liter Bier […] zu seiner Verwirklichung notwendig“. Monumental halt – wie die Angaben zu Darstellern und Statisten etc. des Films!

 

 

Ach ja, warum die ägyptische Sphinx keine Nase mehr hat, wissen wir seit der (kleinen) Indiskretion dieses Albums natürlich auch. Und wenn wir ehrlich sind: bisher haben weder Ägyptologen, noch Architekten noch sonstige Baumeister uns eine plausiblere Erklärung dafür liefern können als Rene Goscinny und Albert Uderzo. Hierbei handelt es sich natürlich um einen der vielen großartigen Momente der Reihe, die insbesondere auch für die Charakterentwicklung und die tatkräftige Freundschaft von Asterix und Obelix verantwortlich sind.

 

 

ASTERIX UND KLEOPATRA ist der sechste Band der Ursprungsreihe und der zweite, der in Deutschland veröffentlicht wurde. Die ersten sechs Bände der Reihe erschienen in Deutschland in einer anderen Reihenfolge als im Ursprungsland. Etwas, dass in der heutigen Zeit wohl so nicht mehr denkbar wäre. KLEOPATRA wurde damals vorgezogen, weil der oben genannte Film in die deutschen Kinos kam und der Verlag das Momentum ausnutzen wollte.

Für mich gehört das Album zum Besten, was Goscinny und Uderzo mit den Galliern je zustande gebracht haben. Ein wahrer Klassiker. Man glaubt gar nicht, dass wie viel auf nur 48 Seiten geschehen kann, was aber natürlich auf Goscinny’s großartige Erzählkunst zurückzuführen ist. Etwas, dass in vielen der jüngeren Alben von den Fans leider sehr vermisst wurde. Der Story-Arc ist dramatisch jedoch gradlinig erzählt, die Nebenfiguren realistisch und überwiegend liebenswert. Auch sind Uderzo’s Zeichnungen grandios.

Aus diesem Grund kann ich dieses Album nur jedem ans Herz legen, der sich mit Comics beschäftigen möchte. Und natürlich, weil Kleopatra einfach eine hübsche Nase hat.

 


ASZERIX UND KLEOPATRA

© Egmont Ehapa Media Verlag| Softcover | 48 Seiten | Farbe

Storyline:   ★★★★★
Zeichnungen:  ★★★★★
Lettering:  ★★★★★
Humor:  ★★★★★
Meine persönliche Bewertung:  ★★★★★
ISBN: 978-3-7704-3602-6

Informationen zu den Bildrechten findest Du hier.

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