Der 2010 im Alter von 82 Jahren verstorbene Frank Frazetta gilt als einer der prägenden Künstler der Fantasy- und Science-Fiction-Kunst. Anfang der 50er Jahre arbeitete er u.a. für EC Comics und DC und passt damit wunderbar in die Bandbreite dieses Comic-Blogs.
Sein Aufstieg begann mit Titel-Illustrationen zu bekannten Büchern und Magazinen des Fantasy-Genre’s. Ein erstes Cover für „Conan der Barbar“ verhalf ihm schließlich zum Durchbruch.
Einer seiner Bewunderer, der Regisseur von Hellboy oder Der Hobbit – Guillermo del Toro – bezeichnete ihn einmal als „an Olympian artist that defined fantasy art for the 20th century“, also „einen olympischer Künstler, der die Fantasy-Kunst des 20. Jahrhunderts geprägt hat“. Das trifft es ziemlich gut.
Frazetta malte die Cover für viele Taschenbücher, die einen Bezug zum Phantastischen hatten, wie z.B. für „Tarzan“ oder „John Carter vom Mars“. Seine Öl-Gemälde mit fleischlichen, muskulösen Männern und sinnlich dargestellten Frauen sowie exotischen Kreaturen wie Drachen, Säbelzahntigern oder Riesenschlangen haben die Darstellung von Comic-Heldinnen und -Helden in den folgenden Jahren maßgeblich beeinflusst. Für viele Zeichner wurden sie faktisch zur visuellen Schablone für kommende Sword-And-Scorcery-Illustrationen.
Mit dem von Dian Hansom kenntnisreich editierten Buch „The Fantastic World of Frank Frazetta“ hat der Taschen Verlag dem Künstler ein beeindruckendes Denkmal gesetzt. Es gibt den Band in einer 32.2 x 70cm großen, mit 5.58kg weder leichten noch mit 150 EUR günstigen, dafür aber in einer dem Gesamtwerk angemessenen XXL-Ausgabe.
Alternativ – und für den kleinen Geldbeutel – publiziert der Kölner Verlag auch die mit 15.6 x 21.7cm wesentlich handlichere und nur 1.09kg „leichte“ Version als „45th Edition“, die ebenfalls einen wunderbaren Einblick in das Schaffen und das Werk dieses Ausnahmekünstlers bietet. Beide Versionen weisen mit 468 bzw. 480 Seiten einen ähnlichen Umfang auf.
Die enthaltenen Artikel und Bilder decken die Frazetta’s Schaffensphasen von Mitte der 1940er bis in die 2000er Jahre ab und zeigen die künstlerische Entwicklung eines Mannes, der – statt den Strömungen seiner Zeit zu folgen – seinen eigenen Weg gegangen ist und dabei einen riesigen Fußabdruck hinterlassen hat.
Natürlich war Frazetta ein Kind seiner Zeit und viele seiner Darstellungen würden heute einen Shit-Storm in den Sozialen Medien auslösen: ja, einige seiner Darstellungen sind – je nach Lesart – potentiell misogyn. Und doch sind seine Frauenbilder nicht nur hilflose Dummchen, die darauf warten, dass ihnen ein Mann zu Hilfe kommt. Im Gegenteil. Frazetta hatte ein differenziertes Frauenbild. Er bildet auch starke Frauen ab, die in einer von Männern beherrschten Welt bestehen und ihr Leben selbstbestimmt leben, obwohl er sie in einer sehr körperbetonten, sexualisierten Ästhetik präsentiert.
Für alle, die sich zu bombastischen, detail-verliebten Gemälden der abgebildeten Genres hingezogen fühlen, empfehle ich die kleinere und wesentlich erschwinglichere Version des Bandes – auch wenn Frazetta’s Kunst das Großformat durchaus verdient!
Einziger Nachteil der Editionen bleibt, dass die Hintergrund- und Erläuterungstexte überwiegend in Englisch und Französisch gehalten sind und ihre Einblicke somit nur an entsprechend Sprachkundige weitergeben.
Bei einem solchen, mit spektakulären Bildern randvoll gepackten Buch lässt sich dies aber wohl verkraften.
THE FANTASTIC WORLDS OF FRANK FRAZETTA
© Taschen Verlag| Hardcover | 468 bzw. 480 Seiten | Farbe
Storyline: entfällt / Sachbuch
Zeichnungen: ★★★★☆
„Lettering“ / Texte: ★★★☆☆
Humor: entfällt / Sachbuch
Meine persönliche Bewertung: ★★★★☆
ISBN: 978-3-8365-9795-1 bzw. ISBN: 978-3-8365-7921-6 (XXL)
Informationen zu den Bildrechten findest Du hier.
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