Der bizzare Roadtrip von BIZZARO

Wer glaubt, dass Comics immer logisch, stringent und klar verständlich ablaufen, sollte sich auf BIZZARO gefasst machen. Hier ist alles anders. Oder doch nicht? Vielleicht ist es gerade deshalb so normal, weil es eben unnormal ist.

Die Geschichte von BIZZARO, geschrieben von Heath Corson und in Szene gesetzt von den Zeichner-Zwergen Tim Sale, Kelley Jones, Darwyn Cooke und Francis Manapul ist ein wilder Roadtrip durch die Untiefen des DC-Universums. Allerdings mit einem Navigationsgerät, das auf „Absurdistan“ eingestellt ist.

BIZZARO, der berühmt-berüchtigte Anti-Superman, macht sich mit seinem besten Nicht-Freund Jimmy Olsen auf eine Reise quer durch die USA. Ziel? Keins. Oder vielleicht doch? Aber wenn, dann das Gegenteil von Irgendwo. Die beiden erleben Abenteuer, die so schräg sind, dass sie fast schon wieder Sinn ergeben. Aber nur fast.

Innenseite 1 von BIZZARO

Sie treffen auf schräge Gestalten, besuchen Orte, die es eigentlich gar nicht geben dürfte, und geraten in Situationen, die nur ein BIZZARO als völlig normal bezeichnen würde.

Dabei dreht sich faktisch alles um das große Thema: Was heißt es eigentlich, anders zu sein? Und ist das Gegenteil von schlecht eigentlich gut oder einfach nur anders schlecht?

Die Handlung ist wie ein Spiegelkabinett, in dem jede Wendung eine weitere Verdrehung der Realität bedeutet. Wer hier eine klassische Heldenreise erwartet, bekommt stattdessen eine Anti-Heldenreise, bei der das Ziel nie das Ziel ist und der Weg das eigentliche Ziel. Oder eben auch nicht.

Es ist ein Comic, der sich selbst nicht ernst nimmt und gerade dadurch eine erfrischende Leichtigkeit entwickelt.

BIZZARO ist wie ein Comic, der sträwkcür (Äh, rückwärts!) gelesen werden will, aber trotzdem vorwärts Spaß macht.

Die Geschichte ist ein Feuerwerk aus absurden Ideen, schrägem Humor und charmantem Slapstick. Wer sich darauf einlässt, erlebt ein Abenteuer, das so einzigartig ist wie BIZZARO’s Sicht auf diese Welt. Alles ist falsch, aber genau deshalb ist alles richtig.

C-H-A-O-S mit Methode

Die Erzählstruktur von BIZZARO ist ein eigener Kosmos, ein kleines Kunstwerk der Verwirrung. Heath Corson spielt mit den Erwartungen der Leser, indem er klassische Story-Elemente nimmt und sie einfach umdreht. Was wie eine normale Buddy-Komödie beginnt, entwickelt sich schnell zu einer Reise ins Absurde. Der rote Faden? Eher ein buntes Wollknäuel, das sich immer wieder verknotet und dann doch irgendwie wohin führt.

Die Dramaturgie lebt von schnellen Wechseln, überraschenden Wendungen und einer Erzählweise, die sich bewusst über alle Superhelden-Klischees lustig macht. Die Handlung springt von einer absurden Situation zur nächsten, ohne dabei den Faden zu verlieren (zumindest nicht für BIZZARO).

Für uns ist es manchmal ein Sprung ins kalte Wasser, aber genau darin liegt der Reiz. Die Story ist wie ein Mosaik aus kleinen, in sich abgeschlossenen Episoden, die zusammen ein großes, wenn auch schräges Bild ergeben.

Im Zentrum steht immer wieder die Frage nach unser Identität, unserer Zugehörigkeit. BIZZARO sucht seinen Platz in einer Welt, die ihn nicht versteht, die er selbst aber auch nicht versteht.

Die Erzählstruktur spiegelt dieses Gefühl der Orientierungslosigkeit perfekt wider. Mal ist die Handlung rasant, mal entschleunigt, mal voller Action, mal voller absurder Dialoge. Alles wirkt improvisiert, dann doch aber nie beliebig.

Die Story-Arc von BIZZARO ist ein Paradebeispiel dafür, wie man mit den Mitteln des Comics spielen kann, ohne sich an starre Regeln zu halten. Es ist ein wilder Ritt, der Spaß macht, weil er letztendlich so unberechenbar ist.

Wer klassische Dramaturgie sucht, wird hier herausgefordert und gerade das macht den Reiz aus.

Freundschaft auf BIZZARO-Art

Innenseite 2 von BIZZARO

Die Figuren in BIZZARO sind so schräg wie das ganze Konzept des Comics.

Im Mittelpunkt steht natürlich BIZZARO selbst, der Antiheld, der alles anders macht. Seine Persönlichkeit ist eine Mischung aus kindlicher Naivität, unbeholfener Gutmütigkeit und einer Portion anarchischem Witz.

BIZZARO ist nicht einfach nur das Gegenteil von Superman, er ist eine eigenständige Figur mit echtem Herz. Seine Sicht auf die Welt ist so schräg, dass sie schon wieder rührend ist.

Jimmy Olsen, der ewige Sidekick, bekommt in BIZZARO endlich die Gelegenheit, mehr als nur der Typ mit der Kamera zu sein.

Er ist der „normale“ Gegenpol zu BIZZARO’s Wahnsinn, aber auch er entwickelt sich im Laufe der Geschichte weiter.

Die Dynamik zwischen den beiden ist das Herzstück des Comics, eine Freundschaft, die auf den ersten Blick unmöglich erscheint, aber gerade deshalb funktioniert.

Die Nebenfiguren sind ein bunter Haufen aus dem DC-Universum, die in BIZZARO alle ihre schrägen Momente bekommen. Ob skurrile Schurken, seltsame Helden oder einfach nur merkwürdige Gestalten, jeder Charakter trägt zur absurden Atmosphäre bei. Dabei gelingt es Corson, auch den Nebenfiguren Tiefe zu verleihen.

Die Charakterentwicklung ist unterschwellig, aber spürbar. BIZZARO bleibt zwar immer BIZZARO, aber im Laufe der Geschichte wächst er an seinen Aufgaben. Natürlich auf seine ganz eigene, verdrehte Weise.

Auch Jimmy durchläuft eine Entwicklung, die ihn am Ende nicht nur als Sidekick, sondern als echten Freund dastehen lässt.

Die Figuren sind das Rückgrat des Comics und machen BIZZARO zu mehr als nur einer absurden Komödie.

Vier Künstler, ein Comic

BIZZARO ist ein Fest für Fans außergewöhnlicher Comic-Kunst. Die Zeichnungen von Tim Sale, Kelley Jones, Darwyn Cooke und Francis Manapul sind so unterschiedlich wie die Persönlichkeiten der Protagonisten.

Jeder Künstler bringt seinen eigenen Stil ein, was dem Comic eine enorme visuelle Vielfalt verleiht. Die Seiten wechseln zwischen düsterem Noir, poppigem Retro-Charme, dynamischer Action und surrealen Traumlandschaften.

Tim Sale bringt mit seinen markanten Linien und dem Spiel aus Licht und Schatten eine gewisse Melancholie ins Spiel. Kelley Jones setzt auf übertriebene Proportionen und groteske Details, was perfekt zu BIZZARO’s verdrehter Welt passt. Darwyn Cooke steuert seinen unverwechselbaren Retro-Stil bei, der an Klassiker wie THE NEW FRONTIER erinnert und dem Comic eine zeitlose Eleganz verleiht. Francis Manapul schließlich sorgt mit seinen fließenden Linien und dynamischen Kompositionen für moderne Frische. Und all das macht diesen Comic auch zu einem Funny.

Die Farbgebung ist knallig und unterstützt die absurde Grundstimmung des Comics. Oft wirken die Panels wie aus einem Fiebertraum, der zwischen Cartoon und Kunstwerk pendelt. Die Künstler nutzen das Medium Comic voll aus, spielen mit Perspektiven, Panel-Anordnungen und visuellen Gags. BIZZARO ist ein Werk, das auch optisch immer wieder überrascht und begeistert.

Die künstlerische Qualität ist durchweg hoch, auch wenn die Stile manchmal abrupt wechseln. Doch gerade diese Brüche passen sehr gut zum Konzept dieses Machwerks. Alles ist im Fluss, alles ist möglich.

Wer Comics liebt, die sich nicht an Konventionen halten, wird BIZZARO als visuelles Abenteuer feiern.

BIZZARO-Logik – Wenn alles anders ist

BIZZARO ist mehr als nur ein weiterer DC-Comic. Das Werk lebt von seinen kleinen und großen Besonderheiten.

Die größte Innovation ist sicherlich der konsequente Bruch mit den üblichen Superhelden-Konventionen. Hier wird alles auf den Kopf gestellt. Gut ist böse, schlecht ist gut und ein Happy End ist das, was BIZZARO dafür hält. Der Humor ist mal subtil, mal brachial aber immer originell.

Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal ist die gelungene Mischung aus Hommage und Parodie.

BIZZARO nimmt das DC-Universum liebevoll aufs Korn (und zwar mit der Schrotflinte), ohne es lächerlich zu machen. Die vielen Anspielungen und Insider-Gags machen den Comic zu einem Fest für Kenner, aber auch Gelegenheitsleser kommen auf ihre Kosten. Die Gastauftritte bekannter Figuren sind charmant und nie Selbstzweck.

Die Vielstiftigkeit der Zeichner sorgt für Abwechslung und unterstreicht die fragmentarische Struktur des Comics. Jede Episode fühlt sich anders an, bleibt aber immer Teil des großen Ganzen. Die kreativen Freiheiten, die sich Corson und die Künstler nehmen, machen BIZZARO zu einem Comic, der Grenzen überschreitet, sowohl formal als auch inhaltlich. Hier ist nichts aus einem Guss – und dann wieder doch.

BIZZARO ist ein Comic, der Mut zur Andersartigkeit beweist und damit neue Wege geht. Wer sich auf das Abenteuer einlässt, wird mit einem Lese-Erlebnis belohnt, das so einzigartig ist wie sein Held.

Lest BIZZARO! Oder auch nicht. Oder besser doch.

BIZZARO ist ein Comic wie kein anderer. Er nimmt das DC-Universum auseinander und setzt es auf seine ganz eigene, verdrehte Weise wieder zusammen.

Die Handlung ist herrlich schräg, die Charaktere liebenswert anders, die Zeichnungen ein Fest für die Sinne. Wer klassische Superhelden-Comics mag, wird hier angenehm überrascht. Wer das Absurde liebt, wird begeistert sein. Und sexy Zatana ist auch dabei!

Die Kombination aus Humor, Innovation und künstlerischer Vielfalt macht BIZZARO zu einem echten Highlight im Comic-Regal. Der Band beweist, dass Comics mehr sein können als nur Helden in (Netz-)Strumpfhosen. Comics können auch Kunst, Satire und Grenzerfahrung sein – aber das sind ja gleich drei Dinge auf einmal! Mindestens.

Lest BIZZARO. Lasst euch auf das Abenteuer ein, lacht, staunt und wundert euch. Und wenn ihr am Ende nicht wisst, was ihr da gerade gelesen habt, dann habt ihr alles richtig gemacht.

P.S. Dieser Comic ist – ääätsch! – bekanntlich verlagsvergriffen, bestellt habe ich ihn mir daher in der Sammlerecke. Das Leben kann wahrlich bizzar sein! Zumindest, wenn man irgendetwas mit dem größten, deutschen Paketdienstleister – mit dem Akronym Dauert Halt Länger – versendet. Dann verschwinden Sendungen auf halben Wege, tauchen in Shops wieder auf, die wegen Renovierung geschlossen sind und finden – nachdem (ups!) die Lagerdauer offiziell abgelaufen ist – ihren Weg wieder zum Absender zurück. Nur damit der die Sendung dann erneut auf den Weg schickt. Aber DAS ist dann ein ganz anderer Roadtrip. BIZZARO ist schließlich angekommen, obwohl er es wohl nicht wollte.

P.P.S. Wäre James Gunn (SUICIDE SQUAD, GUARDIANS OF THE GALAXY) als Regisseur für einen BIZZARO-Film verpflichtet worden, wäre das Ergebnis wahrscheinlich unglaublich toll geworden. Aber so hat er leider SUPERMAN verscripted und verdreht. Sei’s d’rum. BIZZARO hätte es wahrscheinlich toll gefunden.

 


Cover von BIZZARO

BIZZARO

© Panini Verlag | Softcover | Seiten? keine Angabe möglich? Seitenangaben fehlen! | Farbe? Farbe!

Arc-Story:   ★★★★☆
Bleistiftung und Filzgekrakel:  ★★★★☆
Boom Boom und Geschreibsel:  ★★★☆☆
Gelachse:  ★★★★★
Deine persönliche Bewertung:  ★★★★☆
ISBN: 978-3-95798-745-7

Informationen zu den Bildrechten findest Du hier.

 

 

 

 

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