Heute ist BATMAN-Tag und wer glaubt, im Kosmos des Dunklen Ritters alles gesehen zu haben, wird von ABSOLUTE BATMAN eines Besseren belehrt.
Scott Snyder und Nick Dragotta werfen Bruce Wayne in eine düstere Parallelwelt, die mit klassischen Gotham-Klischees nichts mehr zu tun hat und dennoch vertraut wirkt. Hier kämpft Batman nicht als milliardenschwerer Playboy, sondern als Held aus der Arbeiterklasse. Wayne Manor? Geschichte. Luxus? Fehlanzeige.
Stattdessen steht ein Bruce Wayne im Mittelpunkt, der sich mit den rauen Realitäten des Lebens auseinandersetzen muss und dabei mehr denn je auf seine eigenen Fähigkeiten und sein Netzwerk angewiesen ist.
Die Handlung beginnt mit einem Gotham, das sich am Abgrund befindet. Wieder einmal. Die Stadt ist zerrissen zwischen Hoffnung und Verzweiflung. Die Kriminalität hat neue, bizarre Formen angenommen. Im Zentrum steht eine neue Bedrohung, die nicht nur BATMAN’s detektivisches Gespür, sondern auch seine moralische Standfestigkeit auf die Probe stellt.
Die Autoren setzen auf eine dichte Atmosphäre, in der Freundschaft und persönliches Wohlbefinden überraschend viel Raum einnehmen. Das macht ABSOLUTE BATMAN nicht nur zu einer klassischen Superheldengeschichte, sondern auch zu einem Drama über Identität und Loyalität.
Die Erzählung verzichtet auf große, weltbewegende Twists und konzentriert sich stattdessen auf die kleinen, aber entscheidenden Momente. Batman muss sich mit alten und neuen Verbündeten arrangieren, während er gleichzeitig gegen eine neue Generation von Schurken antritt. Die Dynamik zwischen den Figuren wirkt frisch und glaubwürdig. Besonders spannend: die Grenzen zwischen Gut und Böse verlaufen fließend. Das sorgt für eine ständige Grundspannung, die uns bis zur letzten Seite fesselt.
Wer jetzt einen Batman erwartet, der wie gewohnt mit Hightech-Gadgets und übermenschlicher Coolness glänzt, wird angenehm überrascht. Snyder und Dragotta zeigen einen verletzlichen, aber unbeugsamen Helden, der sich seinen Dämonen stellt und dabei vielleicht menschlicher wirkt als je zuvor. Die Handlung bleibt dabei stets zugänglich, auch für die, die nicht jeden Winkel des DC-Universums kennen. ABSOLUTE BATMAN ist damit ein idealer Einstiegspunkt für Neugierige, aber auch für Fans, die den Dunklen Ritter einmal völlig neu erleben wollen.
Snyder’s Sogwirkung
Scott Snyder versteht es, Geschichten mit Sogwirkung zu erzählen. Auch in ABSOLUTE BATMAN setzt er auf eine stringente Dramaturgie, die von Anfang an fesselt. Die Story ist klar strukturiert, lässt aber genug Raum für überraschende Wendungen und stille Momente. Der Comic beginnt mit einem Paukenschlag, der sofort die neue Tonalität etabliert. Gotham ist düsterer, die Bedrohungen sind persönlicher, die Stakes höher. Snyder verzichtet auf überflüssige Rückblenden und setzt stattdessen auf eine lineare Erzählweise, die dennoch mit Rückgriffen und Andeutungen spielt.
Der Story-Arc lebt von einer gelungenen Balance zwischen Action und Charakterentwicklung. Die Konflikte sind vielschichtig, die Motivationen der Figuren nachvollziehbar. Besonders gelungen: Die Geschichte nimmt sich Zeit, die Dynamik zwischen Batman und seinem Umfeld zu beleuchten. Freundschaften, Rivalitäten und familiäre Bande werden mit Feingefühl inszeniert. Das sorgt für emotionale Tiefe, ohne ins Sentimentale abzurutschen.
Ein weiteres Highlight ist die Art und Weise, wie Snyder Spannung aufbaut. Die Bedrohung bleibt lange diffus, was die Paranoia in Gotham spürbar macht. Gleichzeitig gibt es immer wieder kleine Enthüllungen, die das Puzzle Stück für Stück zusammensetzen. Die Dramaturgie erinnert an einen guten Krimi, bei dem jeder Hinweis zählt. Und so wird auch aus dieser BATMAN-Erzählung eine Detektivgeschichte. Die Action-Szenen sind pointiert und dienen immer der Geschichte, sind nie Selbstzweck.
ABSOLUTE BATMAN schafft es, bekannte Elemente des BATMAN-Mythos neu zu interpretieren, ohne sich im Fanservice zu verlieren. Die Story bleibt eigenständig und bietet auch für Kenner der Figur neue Perspektiven. Der Spannungsbogen hält bis zum Schluss, wobei das Ende genug Fragen offen lässt, um Lust auf mehr zu machen. So gelingt Snyder und Dragotta ein Spagat zwischen Tradition und Innovation, der den Comic zu einem echten „Pageturner“ macht.
Kreatives Power-Duo
Scott Snyder zählt zu den prägenden BATMAN-Autoren der letzten Dekade. Mit Werken wie THE COURT OF OWLS und BATMAN: LAST KNIGHT ON EARTH hat er Maßstäbe gesetzt. Seine Geschichten zeichnen sich durch psychologische Tiefe, innovative Ansätze und eine spürbare Liebe zur Figur aus. In ABSOLUTE BATMAN wagt er erneut einen radikalen Neuanfang. Snyder nutzt die Freiheit des neuen Absolute-Universums, um BATMAN als Figur neu zu denken. Er verzichtet auf das gewohnte Setting und konzentriert sich auf die Essenz des Charakters, auf einen Mann, der trotz aller Rückschläge nicht aufgibt.
Nick Dragotta, bekannt durch EAST OF WEST und seine Arbeiten für Marvel, bringt frischen Wind in die visuelle Gestaltung. Sein Stil ist dynamisch, kantig und voller Energie. Ein wenig erinnert er mich an Frank Miller’s BATMAN aus DIE RÜCKKEHR DES DUNKLEN RITTERS. Nur das dort ein gealterter BATMAN agiert, während dieser hier seinen Platz noch sucht.
Dragotta versteht es, Emotionen und Action gleichermaßen überzeugend auf die Seite zu bringen. Besonders auffällig ist dabei, dass die Panels oft wie Momentaufnahmen aus einem düsteren Noir-Film wirken. Dragotta arbeitet mit starken Kontrasten und ungewöhnlichen Perspektiven, was dem Comic einen ganz eigenen Look verleiht.
Noir trifft Moderne
Nick Dragotta liefert mit ABSOLUTE BATMAN eine visuelle Tour de Force ab. Sein Stil ist kantig, dynamisch und voller Energie. Die Panels wirken wie Szenen aus einem düsteren Noir-Film. Dragotta setzt auf starke Kontraste und ungewöhnliche Perspektiven, die dem Comic einen unverwechselbaren Look verleihen. Die Bildsprache ist modern, ohne modisch zu sein. Jede Seite wirkt durchkomponiert und erzählt ihre eigene kleine Geschichte.
Dragotta arbeitet mit einer reduzierten Farbpalette, die die düstere Grundstimmung unterstreicht. Die Farben – ebenfalls von Dragotta gestaltet – sind gezielt eingesetzt und sorgen für emotionale Akzente. Das Spiel mit Licht und Schatten verstärkt die Atmosphäre und macht Gotham zu einem eigenen Charakter. Die Action-Szenen sind dynamisch, aber nie unübersichtlich. Dragotta versteht es, Tempo und Rhythmus zu variieren und so die Spannung zu steigern.
Auch die ruhigen Momente überzeugen. Dragotta nimmt sich Zeit für Details und lässt die Figuren atmen. Mimik und Körpersprache sind präzise beobachtet und bringen zusätzliche Tiefe in die Geschichte. Die Panels wirken nie überladen, sondern bleiben klar und lesbar. Das macht ABSOLUTE BATMAN auch für Gelegenheitsleser zugänglich.
Insgesamt bietet der Comic eine künstlerische Qualität, die über das Übliche im Genre hinausweist. Dragotta beweist, dass Superhelden-Comics mehr sein können als bunte Action. Seine Bilder bleiben im Kopf und machen ABSOLUTE BATMAN zu einem echten Hingucker.
Die Zusammenarbeit zwischen Snyder und Dragotta funktioniert auf höchstem Niveau. Beide Künstler ergänzen sich ideal. Snyder’s dichte, manchmal fast poetische Texte treffen auf Dragotta’s expressive Bildsprache. Das Ergebnis ist ein Comic, der sowohl erzählerisch als auch visuell überzeugt. Die Farben – ebenfalls von Dragotta gestaltet – unterstreichen die düstere Grundstimmung und setzen gezielt Akzente, ohne sich in Effekthascherei zu verlieren.
ABSOLUTE BATMAN profitiert enorm von der Erfahrung und Kreativität seines Teams. Snyder und Dragotta zeigen, dass sie bereit sind, Risiken einzugehen und mit Konventionen zu brechen. Das macht den Comic zu einem der spannendsten Batman-Projekte der letzten Jahre und erklärt auch den enormen Erfolg bei Fans und Kritikern.
Gotham auf links gedreht
ABSOLUTE BATMAN bricht mit dem vertrauten Kanon und stellt die Figuren des Gotham-Mythos auf den Kopf. Im Zentrum steht ein Bruce Wayne, wie man ihn so noch nie gesehen hat. Er wächst nicht im Luxus sondern in den Straßen von Crime Alley auf, Seite an Seite mit denjenigen, die im klassischen Kanon seine späteren Gegner werden.
Bruce ist ein Arbeiterkind, geprägt von Entbehrung, sozialer Nähe und handfesten Problemen. Sein Antrieb entspringt nicht dem Trauma des Verlusts in einer Villa, sondern dem täglichen Überlebenskampf auf der Straße und dem Willen, seine Stadt von Grund auf zu verändern.
Dieser Batman ist jung, kräftig, ein Tüftler und Ingenieur, der sich seine Ausrüstung selbst baut. Er ist kein milliardenschwerer Detektiv, sondern ein Macher. Er repariert, was kaputtgeht, und versteht sich als Symbol für Hoffnung und Wandel. Seine Motivation ist nicht Rache, sondern der Wunsch, ein besseres Gotham zu schaffen. Dabei steht er für Chaos und Anarchie statt für System und Ordnung. Dies ist ein radikaler Gegenentwurf zum klassischen Batman, der eher als Kontrollfreak und Ordnungshüter gilt.
Auch die Nebenfiguren sind neu gedacht. Alfred Pennyworth ist kein loyaler Butler, sondern ein abgebrühter Ex-MI6-Agent und Söldner, der mit Bruce auf Augenhöhe diskutiert und ihn immer wieder herausfordert. Die Beziehung zwischen den beiden ist von gegenseitigem Respekt, aber auch von Konflikten geprägt. Alfred fragt nicht nur, was Bruce baut, sondern auch, warum er es tut und zwingt ihn so zur Selbstreflexion.
Barbara Gordon ist nicht Batgirl, sondern Polizistin und damit Teil eines Systems, das sie eigentlich hinterfragen müsste. Ihr Werdegang bleibt offen, die Möglichkeit einer späteren Verwandlung zur Heldin schwingt mit, ist aber keineswegs sicher. Ihr Vater, Jim Gordon, ist inzwischen Bürgermeister von Gotham, während Harvey Bullock die Polizei leitet. Diese Rollenverschiebungen sorgen für neue, interessante Dynamiken und Konflikte.
Zwischen Freundschaft und Feindschaft
Die klassischen Schurken sind keine reinen Antagonisten mehr. King Croc betreibt ein heruntergekommenes Fitnessstudio und ist Teil von Bruce’s Kindheit. Oswald Cobblepot, der Penguin, führt gemeinsam mit Croc mit zweifelhaften Absichten einen Zoohandel. Viele der bekannten Figuren wie der Riddler, Two-Face und Catwoman sind mit Bruce aufgewachsen. Die Grenzen zwischen Freund und Feind verschwimmen, Loyalitäten sind fließend, alte Feindschaften werden neu verhandelt.
Diese Umdeutungen machen die Charaktere vielschichtiger und menschlicher. Es gibt keine klaren Helden und Schurken mehr, sondern ein Netz aus Beziehungen, das von Vergangenheit, Herkunft und gegenseitigem Respekt geprägt ist. ABSOLUTE BATMAN zeigt, wie spannend es sein kann, ikonische Figuren komplett neu zu denken und wie viel frischer Wind dadurch in die Welt von Gotham kommt.
Und die Charakterentwicklung bleibt nicht an der Oberfläche. Snyder und Dragotta nehmen sich Zeit, die inneren Konflikte ihrer Figuren zu beleuchten. Das macht ABSOLUTE BATMAN zu einer überraschend emotionalen Lektüre. Selbst eingefleischte Fans entdecken neue Facetten an altbekannten Figuren. Die Authentizität der Charaktere trägt maßgeblich zur Faszination des Comics bei.
Wer auf der Suche nach einer BATMAN-Geschichte ist, in der die Figuren mehr sind als bloße Archetypen, wird hier fündig. ABSOLUTE BATMAN zeigt, dass auch in einem Universum voller Masken und Mythen Platz für echte Menschlichkeit ist.
Neuer Mythos, alte Wurzeln
ABSOLUTE BATMAN steht in einer langen Tradition von Neuinterpretationen des Dunklen Ritters. Schon Frank Miller hat mit YEAR ONE und DIE RÜCKKEHR DES DUNKLEN RITTERS gezeigt, wie wandelbar die Figur ist. Snyder und Dragotta knüpfen an diese Tradition an, gehen aber noch einen Schritt weiter. Sie werfen Ballast ab und konzentrieren sich auf das Wesentliche, auf einen Helden, der in einer feindlichen Welt seinen Platz sucht.
Der Comic spielt bewusst mit klassischen Motiven, bricht sie aber immer wieder auf. Die Arbeiterklasse als Ausgangspunkt für Bruce Wayne ist ein Novum, das dem Mythos eine völlig neue Perspektive verleiht. Damit spiegelt ABSOLUTE BATMAN auch aktuelle gesellschaftliche Debatten über Herkunft, Privilegien und soziale Gerechtigkeit wider. Die Autoren greifen historische Themen auf, ohne sie plakativ zu inszenieren. Das macht den Comic zeitgemäß und vielschichtig.
Gleichzeitig bleibt der Respekt vor der Vorlage spürbar. Die Anspielungen auf frühere Batman-Inkarnationen sind subtil und für Kenner ein Fest. Neue Leser werden nicht mit Insiderwissen überfordert, sondern können die Geschichte eigenständig genießen. ABSOLUTE BATMAN beweist, wie flexibel und lebendig der BATMAN-Mythos auch nach Jahrzehnten noch ist.
Neustart mit Stil
ABSOLUTE BATMAN ist Teil der neuen Absolute-Serie von DC, die auch WONDER WOMAN und SUPERMAN neu interpretiert. Ziel ist es, die berühmtesten Helden des Verlags für eine neue Generation zu öffnen. Die Serie bietet eigenständige Geschichten, die unabhängig von der bisherigen Kontinuität funktionieren. Das macht ABSOLUTE BATMAN besonders zugänglich, sowohl für langjährige Fans als auch für Neueinsteiger.
Im Vergleich zu früheren BATMAN-Serien setzt ABSOLUTE BATMAN auf mehr Bodenständigkeit und emotionale Tiefe. Die bekannten Figuren erscheinen in neuem Licht, die Welt wirkt rauer und realistischer. Das Konzept erinnert an frühere Reboots wie ULTIMATE SPIDER-MAN bei Marvel, geht aber noch konsequenter eigene Wege.
Die bisherige Resonanz auf die Serie ist überwältigend. Bereits nach wenigen Wochen gilt ABSOLUTE BATMAN als meistverkaufter Comic des Jahres 2024. Kritiker loben die frische Perspektive und die gelungene Kombination aus Innovation und Respekt vor dem Original. Die Serie zeigt, wie spannend es sein kann, bekannte Helden neu zu erfinden.
Fazit
Seit meiner Jugend bin ich BATMAN-Fan. Über die Jahrzehnte haben mich die vielen Erzählstränge und Geschichten aber verloren. Mir fehlte bisher die Zeit, mich in die vielen Varianten und Multiversen einzulesen, die DC und Panini in schneller Folge auf den Markt geworfen haben.
ABSOLUTE BATMAN ist für mich aber mehr als ein weiterer Aufguss des bekannten Mythos. Scott Snyder und Nick Dragotta liefern eine packende, tiefgründige und visuell beeindruckende Neuinterpretation, die sowohl alte Fans als auch Neueinsteiger begeistert. Die Mischung aus klassischer Detektivgeschichte, emotionalem Drama und moderner Bildsprache macht den Comic zu einem echten Highlight im DC-Universum.
Wer BATMAN einmal anders erleben will, kommt an ABSOLUTE BATMAN nicht vorbei. Die Serie zeigt, wie viel Potenzial in der Figur steckt und wie spannend es sein kann, mit alten Mustern zu brechen. Egal ob Comic-Veteran oder Gelegenheitsleser: Dieser Band gehört in JEDES Regal!
ABSOLUTE BATMAN wartet darauf, gelesen zu werden und könnte auch dein Bild vom Dunklen Ritter für immer verändern.
ABSOLUTE BATMAN
© Panini Verlag | Softcover | 88 Seiten | Farbe
Storyline: ★★★★★
Zeichnungen: ★★★★★
Farben: ★★★★☆
Lettering: ★★★★☆
Humor: ★☆☆☆☆
Meine persönliche Bewertung: ★★★★★
ISBN: 978-3-74164-529-7
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